Am 11. September gedachten wir im Parlament auf Einladung des NR-Präsidenten Sobotka 70 Jahre Charta der Vertriebenen. Ein beachtliches Dokument!
Absolut nicht nationalistisch, bekennt sie sich doch zu „einem freien und geeinten Europa“. Absolut nicht revanchistisch, hält sie ausdrücklich einen „Verzicht auf Rache und Vergeltung“ fest.
Und das, obwohl 1950 noch ganz nah dran war an der persönlichen Vertreibung und die Stimmung aufgeheizt war: Es hätte Grund gegeben, Rache und Krieg zu fordern. Eine Vorleistung für den Frieden! Meines Erachtens ist so etwas nur aus einer christlichen Haltung zu erklären.
Aber wer weiß von diesen Dingen heute noch etwas? Die Heimatvertriebenen dürfen nicht auch noch aus der Geschichte vertrieben werden!
Eine wissenschaftliche Ausarbeitung kam zum Schluss: „Die Vertreibung der Sudetendeutschen wird teils völlig übergangen, teils ist sie in eine allgemeine Darstellung der Fluchtbewegungen nach dem Zweiten Weltkrieg integriert.“
In einem gängigen österr. Schulbuch steht nur das: „1944 bis 46 flüchteten 225.000 Donauschwaben, Siebenbürger Sachsen sowieso Sudentendeutsche die gemäß den Dekreten des tschechoslowakischen Präsidenten Edvard Benes ihre Heimat verlassen mussten nach Österreich. Viele von ihnen konnten sich hier eine neue Existenz aufbauen und einen wertvollen Beitrag zum wirtschaftlichen Aufstieg Österreichs leisten.“
Die Lehrpläne müssen überarbeitet werden!
Ich fordere deshalb:
- Dass auch die kommenden Generationen von den Vertreibungen erfahren
- Außerdem eine Anerkennung des Unrechts durch Nachbarstaaten – und dazu gehört die Abschaffung der Benes-Dekrete!
- Ein regelmäßiges offizielles Gedenken in Österreich
Ich wünsche mir, dass die Kultur der Heimatvertriebenen lebendig bleibt. Als Nachkomme von Vertriebenen aus Berneck, Deutsch-Reichenau, Südböhmen, habe ich den Schmerz hautnah erlebt, den meine geliebten Großeltern, ihr Leben lang mit sich getragen haben. Im Alter von 18 und 19 Jahren sind sie von ihren Höfen vertrieben worden. Sie haben sich nie mit der Ungerechtigkeit abgefunden, die ihnen wiederfahren ist. Heute wollen wir durch die Unterstützung der Vertriebenen-Anliegen aufarbeiten und trösten.
Text der Charta der Heimatvertriebenen: https://www.bund-der-vertriebenen.de/charta-auf-deutsch
Dazu die OTS-Meldung des Parlaments: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200911_OTS0211/70-jahre-charta-der-heimatvertriebenen