Am 27.06.2019, jährt sich zum 30. Mal die symbolische Zerschneidung des Grenzzauns durch die Außenminister Österreichs und Ungarns, Alois Mock und Gyula Horn. Dieses Signal ging um die Welt und wurde – gemeinsam mit dem Paneuropäischen Picknick im darauffolgenden August – zum Symbol dafür, dass die Teilung Europas und die kommunistischen Diktaturen ein Ende haben sollten.
Wir erinnern uns an das ereignisreiche Jahr 1989 zurück, in dem die Revolutionen in Mittel-Osteuropa wohl die wichtigste Zäsur und tiefgreifendste Veränderung in Europas Geschichte seit dem Ende des zweiten Weltkriegs und der Errichtung des Staatskommunismus bewirkten. Dankbar für die Einheit Europas erinnern wir uns an das Jahr 1989 und den Sturz der kommunistischen Regime Osteuropas – und gedenken auch der unzähligen Dissidenten und verfolgten Bürger dieser Länder, die in den Jahren zuvor unterdrückt und sogar ermordet wurden.
Dazu beleuchtet eine Ausstellung am Heldenplatz die Entwicklungen in den verschiedenen Ländern – hier eine Zusammenfassung:
Ungarn
Die Demontage der Grenzanlage war das sichtbare Zeichen des Systemwandels, der sich in Ungarn von innen vollzogen hatte: Seit den frühen 1980er Jahren öffnet sich die ungarische Wirtschaft gegenüber dem Westen, 1988 wurden mehrerer Parteien zugealssen. Nach dem Sommer 1989, in dem die Regierung und die junge Opposition zur Diskussion zusammentraf, wurde schließlich am 23. Oktober, dem Jahrestag des Volksaufstandes gegen die Sowjetunion 1956, die ungarische Republik ausgerufen.
Polen
Für Polens Übergang vom kommunistischen Regime zur demokratischen Republik war der einzigartige Verhandlungsprozess im Zuge der Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc entscheidend. Die Verhandlungen fanden über zwei Monate an dem, zum Symbol gewordenen, speziell angefertigten Runden Tisch zwischen Regierung und Opposition statt. Wegbereitend für den Demokratisierungsprozess, der in eine neuen Verfassung im Dezember 1989 mündete, waren einerseits landesweite Streiks und die Massenbewegung Solidarnosc seit 1980 und anderseits die Papstwahl Johannes Paul II 1978.
Baltikum
Zahlreiche Menschen machten ihre Forderungen nach staatlicher Unabhängigkeit seit den späten 1980 Jahren laut – manche von ihnen sangen trotz Verboten auf den Straßen. Die Proteste führte schließlich zur Anerkennung der Unabhängigkeit der drei baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen durch die Sowjetunion im Jahr 1991. Mit Bedauern gedenken wir jedoch jenen Menschen, die bei gewaltsamen Zusammenstößen ums Leben kamen.
Deutschland
Auch die repressive Deutsche Demokratische Republik konnte den großen Protestbewegungen und der Massen-Fluchtbewegung, die seit der Grenzöffnung Ungarns vor sich gingen, nicht mehr entgegenwirken und so wurde die innerdeutsche Grenze am Abend des 9. Novembers 1989 geöffnet. Am 3. Oktober des darauffolgenden Jahres kam es zur deutschen Wiedervereinigung.
Bulgarien
Nach der Absetzung des bulgarischen kommunistischen Partei- und Staatschefs Todor Schiwkow durch seine Parteikollegen im November 1989 und den großen Protestkundgebungen in Sofia wurde die kommunistische Partei zu Verhandlungen mit der Opposition gezwungen. Im darauffolgenden Sommer fanden die ersten demokratischen Wahlen in Bulgarien statt, bei denen die Opposition siegte.
Tschechoslowakei
Der politische Systemwechsel der sozialistischen Tschechoslowakei ging als „Samtene Revolution“ in die Geschichte ein, da sich der Wechsel zwischen November und Dezember 1989 weitgehend gewaltlos vollzog. Zu Beginn dieser – dennoch nur bedingt – gewaltfreien Revolution, standen Studentendemonstrationen, deren gewaltsame Niederschlagung die Massen mobilisierte. Im Dezember wurde schließlich eine mehrheitlich nicht-kommunistische Regierung und der Bürgerrechtler Vaclav Havel zum Präsidenten ernannt. Die Samtene Revolution endete in der Auflösung der Tschechoslowakei und die Bildung der beiden unabhängigen Staaten Tschechien und Slowakei im Jänner 1993.
Rumänien
Die Aufstände in Rumänien, die durch Proteste gegen die Zwangsversetzung des regimekritischen Pastors Lászio Tökés angefeuert wurden, führten zum Sturz und schließlich zur Hinrichtung des rumänischen Diktators Nicolae Ceausescu und seiner Frau Elena. Leider verlief die Kette an Demonstrationen, Unruhen und Kämpfen bis zur Beendung der Gewaltherrschaft zum Teil sehr blutig und so sind mehr als 1.000 Todesopfer zu beklagen.
Slowenien und Kroatien
Das Gefüge der Republik Jugoslawiens, die unter Tito aus sechs Teilrepubliken sowie zwei autonomen Provinzen gegründet worden war, lockerte sich ab 1980 und einzelne Teilstaaten strebten nach Autonomie. In den Jahren 1989 und 1990 gründeten sich neue Parteien und in Slowenien und Kroatien gab es freie Wahlen. Der am 25. Juni 1991 erklärten Unabhängigkeit wurde jedoch von der Zentralmacht in Belgrad mit militärischer Intervention begegnet. Der bewaffnete Konflikt in Slowenien konnte nach zehn Tagen beendet werden. Der Kroatienkrieg dauerte hingegen von 1991 bis 1995 und forderte rund 25.000 Todesopfer.