Die Wirklichkeit des Menschenhandels: Betroffene miteinbeziehen
26. November 2025
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Anlässlich der „16 Tage gegen Gewalt“ fand am 26. November 2025 im österreichischen Parlament eine Veranstaltung statt, die Betroffenen von Menschenhandel eine Stimme gab. Auf Einladung der Menschenrechtssprecherin der Volkspartei, Abg. z. NR Dr. Gudrun Kugler, und in Kooperation mit dem UN Office on Drugs and Crime (UNODC), dem Campus Tivoli und dem Libertas Council kamen Überlebende, Experten und NGO-Vertreter zusammen.
 
Abg. z. NR Gudrun Kugler betonte: „Menschenhandel ist kein fernes Problem – er passiert auch bei uns. Deshalb wollen wir eng mit Betroffenen zusammenarbeiten. Überlebende sind das wichtigste Korrektiv für Politik und Praxis. Sie helfen uns, in den Bereichen Prävention, Rettung und Heilung deutlich besser zu werden.“
 
Silke Albert vom UNODC unterstrich die Notwendigkeit, Überlebende als Expert:innen einzubeziehen: „Wo Betroffene in Beiräten mitarbeiten, werden blinde Flecken von Behörden sichtbar. Gleichzeitig stärkt das ihre Würde, Selbstbestimmung und Teilhabe.“ Sie berichtete von alarmierenden Entwicklungen: Seit der Pandemie werden über 30 % mehr Kinder als Opfer identifiziert, mehr als 60 % der Betroffenen sind Frauen und Mädchen. Sexuelle Ausbeutung und Zwangsarbeit bleiben dominant, doch neue Formen nehmen rasant zu – etwa Zwang zu digitalen Straftaten, Leihmutterschaft, Zwangsheirat oder als Drogenkuriere.
 
Andrea Staudenherz, die Vertreterin der NGO Hope for the Future schilderte eindrucksvoll, wie zerstörte Familien und frühe Gewalt den Boden für Ausbeutung bereiten: „Selbstwert wird systematisch zerstört. Viele landen später scheinbar ‚freiwillig‘ in der Prostitution, ohne sich selbst als Opfer zu sehen. In der Ausbeutung funktioniert man noch – erst nach dem Ausstieg spricht der Körper die Wahrheit des Traumas.“ Sie forderte konkrete Verbesserungen: „Überlebende brauchen unabhängig von Aussagebereitschaft und Verfahren Zugang zum Gesundheitssystem und eine sichere Aufenthaltsberechtigung.“
 
Laurent Ziegler, Autor, Künstler und selbst Überlebender, berichtete nach jahrelangem Missbrauch im Kindesalter: „In der Volksschule war ich auffällig, aber niemand hat nachgefragt. Hätten Lehrerinnen Trauma-Signale erkannt und gewusst, wie man damit umgeht, hätte mir früher geholfen werden können. Kindergarten und Schule müssen sichere Orte sein.“ Er betonte: „Helfen kann weh tun – aber eine empathische Gesellschaft muss diesen Schmerz aushalten.“ Ohne langjährige Therapie, die nur durch die Versicherung möglich war, stünde er heute nicht hier. „The only way out is the way through.“
 
Gudrun Kugler abschließend:„Als Abgeordnete sehe ich mich als Moderatorin solcher Themen – immer auf der Suche nach gesetzlichen Lücken. Diese Veranstaltung nimmt viel für meine weitere Arbeit gegen Menschenhandel mit.“ Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll: Wer die Realität des Menschenhandels verstehen und bekämpfen will, braucht die Stimmen der Überlebenden.

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