Zu wenige Plätze für Geburten in Wien!
7. April 2017
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Bürgermeister Michael Häupl freute sich darüber, dass Wien im vergangenen Jahr mit fast 21.000 Geburten einen neuen Nachkriegsrekord erzielte. Auch der Saldo zwischen Geburten und Todesfällen ist seit 2004 immer positiv und lag laut MA 23 im Jahr 2016 bei über 5000. Allerdings bedarf der erfreuliche Geburtenanstieg auch gesundheitspolitischer Planung, die von der Stadt augenscheinlicherweise bisher vernachlässigt wurde.
Der Geburtenzuwachs wird sich auch im heurigen Jahr fortsetzen, insbesondere im Sommer gibt es traditionell geburtenstarke Monate. Nach den uns vorliegenden Informationen häufen sich die Beschwerden von Frauen, denen bereits Ende Februar dieses Jahres seitens des KAV eine Absage für die gewünschte öffentliche Entbindungseinrichtung zu den Geburtsterminen Juli und August erteilt wurde, weil es keine Plätze gibt. Darüber hinaus wurde ihnen auch keine konkrete Hilfe zuteil, einen alternativen Entbindungsort zur finden.

Es ist keine Lösung, die bestehenden Geburtsabteilungen aus einem akuten Bedarf heraus einfach überzubelegen. Die Überlastung des Personals und der Ressourcen kann sowohl die Sicherheit der Patientinnen als auch die der Neugeborenen gefährden. Auch wird es dem Personal schwer gemacht, ihrem Ethos entsprechend, ihre Arbeit in der bestmöglichen Qualität zu verrichten.
Der Ernst der Lage macht ein rasches und professionelles Vorgehen unumgänglich, das die Frauen in der Phase der Schwangerschaft unterstützt und ihre Wünsche und Bedürfnisse so weit als möglich berücksichtigt.

Der Geburtenanstieg stellt Wien vor neue Herausforderungen, gleichzeitig führen durchgeführte bzw. geplante Veränderungen in der Spitalslandschaft zu Verunsicherungen unter den gebärenden Müttern. So wurde im vergangenen Jahr die Geburtenstation im Wiener Hanusch Krankenhaus geschlossen, andere Krankenhäuser konnten die Kapazitäten aber nicht im selben Ausmaß übernehmen.
Frauen, die auf ein öffentliches Spital angewiesen sind, haben daher teilweise Ende Februar bereits ein Problem, einen Platz innerhalb des KAV für eine im Juli anstehende Geburt zu bekommen. Im Internet ist zwar das Angebot an Geburtskliniken abrufbar, es fehlt aber an einer umfassenden Betreuung und Unterstützung bei der Suche nach geeignetsten Geburtsmöglichkeiten. Insgesamt gesehen ist der KAV auf den Anstieg der Geburten nur unzureichend vorbereitet, es braucht mehr Personal, bauliche Adaptionen, eine vorausschauende Organisation und Abwicklung sowie mehr Hebammen zur Hausbetreuung. Dazu bedarf es eines geburtshilflichen Gesamtkonzepts für Wien und Einrichtung einer zentralen Geburtsanmeldestelle, die die Wünsche und Bedürfnisse der Frauen so weit als möglich berücksichtigt.

Hier der Bericht im Kurier (7. April 2017): https://m.kurier.at/chronik/wien/lange-herbergsuche-fuer-die-geburt/256.900.674

In zwei Anträge fordern wir deshalb am 7. April 2017:

Zur allgemeinen Abhilfe: Der Wiener Gemeinderat spricht sich für die rasche Einrichtung einer zentralen Geburtsanmeldestelle im Rahmen des KAV, die Ausarbeitung eines geburtshilflichen Gesamtkonzepts, das sowohl den Geburtenzuwachs als auch alle Eventualitäten wie Risikoschwangerschaften, Nachbetreuung im Wochenbett etc. berücksichtigt sowie die Aufstockung der Anzahl von freiberuflichen Hebammen mit Kassenvertrag aus. Dadurch sollen Frauen bei der Suche nach der für sie geeignetsten Entbindungseinrichtung bestmöglich unterstützt sowie ihre Wünsche und Bedürfnisse so weit als möglich berücksichtigt werden.

Zur konkreten Abhilfe der Problematik im Sommer 2017: Der Wiener Gemeinderat spricht sich für die rasche Einrichtung einer Hotline zur Beratung von Schwangeren für die Monate bis zum Sommer aus. Zusätzlich soll eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen dem KAV und den privaten Spitälern erfolgen, um kurzfristige Kapazitätsengpässe abzudecken.

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