Als Rednerin auf dem Seminar des Peaceful Unification Advisory Council zum Thema „Human Rights in North Korea- Reality & Solutions“ im Koreanischen Kulturzentrum Wien gemeinsam mit Timothy Cho, der selbst aus Nordkorea fliehen musste und heute als Menschenrechtsaktivist in Großbritannien wirkt. „Nicht zu sprechen ist Sprechen. Nicht zu handeln ist Handeln. Schweigen im Angesicht des Bösen ist selbst böse. Gott wird uns nicht als schuldlos betrachten“ – Mit diesen eindringlichen Worten Dietrich Bonhoeffers gab Timothy Cho in seiner Rede haarsträubende Einblicke in das grausame Regime, aus dem er entkommen ist.
Nordkorea. Allein der Name ruft Bilder von Isolation, atomarer Aufrüstung und brutaler Repression hervor. Während sich die internationalen Schlagzeilen oft auf die wachsende militärische Bedrohung konzentrieren, bleibt die Menschenrechtslage im Land katastrophal – geprägt von totaler staatlicher Kontrolle und systematischer Unterdrückung der Bevölkerung.
Nordkorea hat sich unter Kim Jong-un ideologisch neu aufgestellt. Die jahrzehntelange Zielsetzung einer friedlichen Wiedervereinigung mit Südkorea wurde offiziell aufgegeben. Südkorea wird stattdessen nun als “Hauptfeind” deklariert. Besonders besorgniserregend ist die wachsende Allianz zwischen Nordkorea und Russland. Nordkorea liefert Waffen und Munition für den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Im Gegenzug erhält das Regime hochentwickelte Rüstungstechnologie, die sowohl für die Außenaggression als auch für die interne Kontrolle eingesetzt wird. Diese strategische Allianz ist eingebettet in eine größere autoritäre Achse – eine Zusammenarbeit mit China und dem Iran, den einige Analysten bereits als „Cyber-War-Troika“ bezeichnen.
Nordkorea hat seine ökonomische Basis radikal umgestellt, nämlich auf Cyberkriminalität. 2024 stahlen staatlich gesteuerte Hacker über 1,3 Milliarden Dollar in Kryptowährung – fast zwei Drittel der weltweiten gestohlenen Summe. Diese Gelder fließen nicht in die Grundversorgung der Bevölkerung, sondern in Waffenprogramme und Überwachungssysteme. Verstörend ist auch die Tatsache, dass nordkoreanische Raketen – darunter jene, die Russland gegen die Ukraine einsetzt – zahlreiche elektronische Bauteile aus westlicher Produktion enthalten. Dies belegt die Effizienz des nordkoreanischen Umgehungssystems und unterstreicht die Dringlichkeit einer konsequenten Sanktionsdurchsetzung.
Die Menschenrechtslage im Inneren ist erschütternd. Timothy Cho selbst erzählte von seinen Erfahrungen auf seiner Flucht, die er zwei Mal antreten musste, da er beim ersten Fluchtversuch von China zurück nach Nordkorea gebracht wurde, wo er schlimmster Folter ausgesetzt war.
Die Grenze zu China ist durch eine “Schießbefehlspolitik” “gesichert” – Flucht wird mit dem Tod bestraft. Das Justizsystem ist willkürlich; entscheidend sind Loyalitätsstatus, Beziehungen oder Bestechung. Nur rund 1 % der Bevölkerung hat Zugang zum Internet.
Auch internationale Hilfe wird missbraucht – Hilfsgüter landen bei der Armee oder den Parteikadern, nicht bei den Bedürftigsten.
Angesichts dieser systematischen Verletzungen der Menschenwürde darf die Weltgemeinschaft nicht schweigen. Es braucht ein breites, internationales Handeln:
Menschenrechtsverbrechen müssen systematisch dokumentiert werden: mit Zeugenaussagen von Flüchtlingen, Satellitenbildern und digitalen Recherchen. Nordkoreanische Flüchtlinge brauchen Schutz vor Abschiebung. China muss zur Einhaltung des Non-Refoulement-Prinzips gedrängt werden! Der Aufbau unterstützender Korridore in Zusammenarbeit mit Transitländern in Asien unter UNHCR-Führung wäre ein dringend nötiger Schritt.
Nur eine breite Koalition demokratischer Staaten kann echten Druck auf das Regime ausüben. Auch der Dialog mit blockierenden Staaten wie China und Russland muss – trotz aller Differenzen – geführt werden, besonders in humanitären Fragen. Menschenrechte müssen integraler Bestandteil künftiger diplomatischer Verhandlungen sein, ob in Friedensgesprächen oder Abrüstungsverhandlungen.
Und doch: Es gibt Hoffnung. Mutige Menschen wie Timothy Cho, internationale Zusammenarbeit, diplomatischer Druck, die konsequente Dokumentation von Menschenrechtsverbrechen und das stetige Dranbleiben sind wesentlich. Menschenrechte dürfen nicht verhandelbar sein – auch nicht, wenn es geopolitisch unbequem ist.
Unrecht hat ein Verfallsdatum. Die Stimme der Unterdrückten wird gehört, wenn wir ihr Gehör verschaffen!








