Liebe Schwestern!
Am Weltfrauentag denken wir an die Frauen in der ganzen Welt. Viele von uns wurden und werden ausgebeutet, misshandelt, als Objekte oder wie Sklavinnen behandelt. In einigen Ländern der Welt gelang ein Befreiungsprozess, der nicht immer frei von Sackgassen war. Dieser Prozess, in dem die Frau zumindest teilweise in ihrer besonderen Würde anerkannt, geachtet und aufgewertet wurde, erlebt nun neue Herausforderungen.
Werden wir es schaffen, die Gleichberechtigung von Mann und Frau bei uns im Lichte der Migrationsbewegungen aufrecht zu erhalten? Werden wir in den vielen Teilen der Welt Abhilfe schaffen können, in denen Frauen noch immer die volle Einbeziehung in das gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Leben verwehrt ist?
Werden wir die bei uns längst überfälligen Maßnahmen durchsetzen können? Ich denke an den gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit, Karriere der Geeignetsten statt der Stammtischfreunde, gerechte Pensionsregelungen und Wahlfreiheit in der Lebensgestaltung mit Kindern.
Wie werden wir als Frauen Chancengleichheit und echte Wertschätzung erringen? Nicht durch die Abschaffung der Geschlechter, wie es die Gendertheorie suggeriert. Sondern durch die Anerkennung der besonderen Würde der Frau in ihrer speziellen Wahrnehmungsfähigkeit, ihrer Humanisierungskraft und ihrem tiefgreifenden Engagement für den Menschen. Dies gelingt nicht durch von oben verordnete Sprachvorschriften, sondern durch echten Bewusstseinswandel.
Und wann werden wir, liebe Schwestern, endlich unsere eigenen Entscheidungen treffen dürfen? Ständig will uns jemand einreden, wie wir leben sollen. In den 50er-Jahren sollten von uns wohl erzogene und frisch gebadete Kinder nach einem mehrgängigen Abendessen ihrem Vater einen Gutenachtkuss geben und anstandslos schlafen gehen. Heute erwartet man von uns neben individuell geförderten Kindern und perfektem Haushalt auch noch Vollzeit einer Erwerbsarbeit nachzugehen, Karriere zu machen und dabei großartig auszusehen.
Lassen wir uns nicht länger fremdbestimmen! Wir verlangen volle Anerkennung unserer Entscheidungen anstatt politischer Bevormundung:
Wir wollen uns nicht von der Größe der Gemeindebauwohnungen die Zahl der Kinder vorschreiben lassen. Wir wollen uns nicht die Kinderpause nehmen lassen, weil eine Koalitionspartei anständige Förderungen, Steuer- und Pensionsregelungen verhindert. Wir wollen in dem Stundenausmaß erwerbstätig sein können, das uns in der jeweiligen Lebenssituation richtig erscheint. Denn wir wollen die Welt mit unseren Kindern entdecken, anstatt sie vor Sonnenaufgang gehetzt in die Ganztagesbetreuung zu bringen. Wir wollen leben, nicht im Hamsterrad unsere Identität verlieren.
Ja, wir wollen unser Wissen und unsere Fähigkeiten in allen Berufen einbringen. Aber wir wollen nicht hart und rücksichtslos sein müssen. Wir wollen auch keine besseren Männer sein – sondern als Frauen mitwirken. Nur so wird es echten Fortschritt geben.
Eure Gudrun Kugler
Großartige Stellungnahme – wir können all dem nur zustimmen!
Hera – Frauen für Familie Graz