100 Jahre „Dänische Wiener Kinder“
17. September 2019
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Hunger, Unterversorgung mit Nahrungsmitteln und die daraus resultierende Unterernährung war ein Erscheinungsbild im 1. Weltkrieg, gegen Ende des 2. Weltkrieges und in den Nachkriegsjahren. Davon waren vorwiegend Kinder und Jugendliche betroffen. Aufgrund des Hungers und wachsenden Elends in Wien setzten bereits gegen Ende des 1. Weltkrieges Bestrebungen nach dem Verbessern ihrer Ernährungssituation ein.

Der dänische Rechtsanwalt Dr. Sigurd Jacobsen und sein Bruder, der 1918/19 als Arzt am Wiener AKH arbeitete und die ausgehungerten und kranken Kinder behandelte, leisteten Hilfe: Der in Wien lebende Bruder schrieb mit Nachdruck einen verzweifelten Hilferuf, mit folgendem Wortlaut: „WIR BRAUCHEN HIER DRINGEND HILFE UND DIES SOFORT!“

Daraufhin mobilisierte Dr. Sigurd Jacobsen dänische Familien, die bereit waren, Kinder aus dem Nachkriegswien aufzunehmen. Zudem trieb er Sponsoren auf, die Kohle sponserten, um den Zug von Wien nach Dänemark zu finanzieren. Am 16. September 1919 kam zum ersten Mal das grüne Abfahrtssignal mit mehr als 500 kranken und ausgehungerten Kindern vom Wiener Franz Josefs Bahnhof. Es folgten monatlich Zugfahrten nach Dänemark.

Insgesamt waren es an die 40.000 Kinder, die in Dänemark keinen Hunger mehr leiden mussten und wieder lachen lernten. Die Aktion „Wiener Kinder“ wurde auch nach dem zweiten Weltkrieg wieder aktiviert und auch diese Kinder wurden mit derselben Liebe und Herzlichkeit von den dänischen Familien aufgenommen und zum Teil auch integriert. Einige von ihnen leben bis heute in Dänemark, manche sind nach Wien zurückgekehrt.

Die Initiative und der große humanitäre Akt von dänischer Seite der Brüder Jacobsen ist ein Beispiel zivilgesellschaftlichen Engagements: so viel kein einer, können ein paar wenige miteinander bewirken.
Wir sehen auch an diesem Beispiel, wie schlimm die Auswirkungen der Wirren und Verbrechen des 20. Jahrhunderts auf den einzelnen waren. So etwas darf nie wieder passieren!!!

Copyright: Hannes Hochmuth

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