Menschenhandel – auch in der “legalen” Prostitution
8. April 2020
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Es wäre falsch zu glauben, dass es ein System der „Zweiklassenprostitution“ gibt – eine legale, „sichere“ Prostitution und eine illegale, die bekämpft gehört. Denn dem ist nicht so. Zahlreiche Opfer von Menschenhandel sind in der „legalen“ Prostitution tätig – und können dort nur sehr schwer gefunden und aus der sexuellen Ausbeutung befreit werden.

Laut einer Studie des Deutschen Familienministeriums sind Frauen im Prostitutionsgewerbe der höchsten Gewalterfahrung ausgesetzt: 92 % erleben sexuelle Belästigung, 82 % psychische Gewalt und 87 % körperliche Gewalt. Der Arbeitsbericht des ExpertInnenkreis „Prostitution“ der Österreichischen Task Force Menschenhandel hielt fest, dass die meisten Frauen aus ökonomischen Zwangslagen in der Prostitution tätig sind.

NGOs sowie Experten schätzen, dass sich mindestens 50% aber wahrscheinlich 70-90% der Betroffenen aufgrund einer Zwangslage in der Prostitution tätig sind. Legale Prostitution lässt diese Frauen im besten Fall alleine. Im schlimmsten Fall ist sie der Grund für das Verbrechen, das an ihnen verübt wird. Selbst wenn es vereinzelt „selbstbestimmte“ Prostituierte gäbe: Diese „Selbstbestimmung“ rechtfertigt nicht den Preis, den die vielen Opfer dafür bezahlen müssen.

Darüber hinaus betont das Europäische Parlament die gesundheitsschädlichen Auswirkungen der Prostitution und dass Betroffene häufig „unter sexuellen, physischen und psychischen Krankheiten, Drogen- und Alkoholsucht und Verlust der Selbstachtung leiden und eine höhere Sterblichkeitsrate haben als die Bevölkerung im Allgemeinen“ und betont in seiner Entschließung zur sexuellen Ausbeutung und Prostitution und deren Auswirkungen auf die Gleichstellung der Geschlechter (2014) stellte, „dass 80-95 % aller Prostituierten in irgendeiner Form Gewalt erlitten haben (Vergewaltigung, Inzest, Pädophilie), bevor sie anfingen, sich zu prostituieren, dass 62 % der betreffenden Personen vergewaltigt wurden und 68 % unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden – was in etwa dem Anteil von Folteropfern entspricht, die entsprechende Störungen aufweisen“.

Wenn man also von einer derart hohen Gewalterfahrung, psychischer und gesundheitlicher Belastung sowie einer finanziellen Zwangslage der Frauen ausgehen muss, ist es utopisch von der „Freiwilligkeit“ in der Prostitution auszugehen.

#orangetheworld #16TagegegenGewaltanFrauen #stopsexkauf

Qullen:

https://www.bmfsfj.de/blob/84046/f0c60f25ee8cd96f2560be3b070d7b05/bericht-bureg-auswirkungen-prostitutionsgesetz-data.pdf

http://www.bmfj.gv.at/dam/jcr:1a9c99ea-8386-4281-9e17-a87ec02f1861/prostitution_02_26160.pdf

https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/TA-7-2014-0162_DE.html

https://kurier.at/chronik/wien/polizeirazzia-im-rotlicht-intime-einblicke-in-das-gewerbe/400373219

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