Trennung von Kirche und Staat – oder Arbeiter im Weinberg?
24. September 2017
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Gesetze und Politik bestimmen die Rahmenbedingungen unseres Zusammenlebens. Steuerregelungen bestimmen, ob eine Familie mit einem Gehalt auskommt. Im Strafgesetzbuch wird festgehalten, ob Ungeborene ein Lebensrecht haben, oder ob alte Menschen frei vom Sterbensdruck sind. Gesetze bestimmen, gegenüber welchen Menschen wir uns solidarisch verhalten… und gegenüber welchen nicht. Letztlich prägen Gesetze auch unser Gefühl für Recht und Unrecht.

Es ist selbstverständlich, dass Christen und die Kirche in den großen Fragen des Zusammenlebens eine klare, vom christlichen Menschenbild geprägte Meinung haben. In die Parteipolitik darf sich die Kirche nicht einmischen. Aber für den Schutz der Würde des Menschen kann und muss sich die Kirche und jeder einzelne von uns mit demokratischen Mitteln einsetzen! Diese Aufgabe kommt zum größten Teil den Laien zu, denen Papst Benedikt zurief: „Werdet zu kreativen – mitgestaltenden – Minderheiten!“ Die Selige Hildegard Burjan, die einzige seliggesprochene Politikerin der Neuzeit, Mitglied des Wiener Gemeinderats und des österreichischen Nationalrats, sagte: „Volles Interesse für die Politik gehört zum praktischen Christentum!”

Am stärksten zeigt sich die Rolle der Christen im gänzlich tabuisierten Lebensschutz. Wo niemand die Stimme für die Schwächsten erhebt, sind die Christen besonders gefordert. “Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?” Möge Gott Arbeiter in den Weinberg schicken… und die Christen mit Mut und Weisheit erfüllen, auf Ungerechtigkeiten hinzuweisen. Dagegen stehen keinesfalls die Prinzipien “Trennung von Kirche und Staat” (= organisatorische Trennung kraft staatlicher Gesetze) oder “Äquidistanz” (die Parteien bestimmen den Abstand zur Kirche selbst). Möge Gott Menschen in die Politik berufen, welche sich dieses wichtige Anliegen zu Herzen nehmen.

 

Sonntag, Sept 24, 2017: Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus – Mt 20,1-16a: 

In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen sein Haus verließ, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben.
Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg.
Um die dritte Stunde ging er wieder auf den Markt und sah andere dastehen, die keine Arbeit hatten.
Er sagte zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist.
Und sie gingen. Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder auf den Markt und machte es ebenso.
Als er um die elfte Stunde noch einmal hinging, traf er wieder einige, die dort herumstanden. Er sagte zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?
Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben. Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg!
Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter, und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen bei den letzten, bis hin zu den ersten.
Da kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denar.
Als dann die ersten an der Reihe waren, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch sie erhielten nur einen Denar.
Da begannen sie, über den Gutsherrn zu murren,
und sagten: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt; wir aber haben den ganzen Tag über die Last der Arbeit und die Hitze ertragen.
Da erwiderte er einem von ihnen: Mein Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart?
Nimm dein Geld und geh! Ich will dem letzten ebensoviel geben wie dir.
Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich zu anderen gütig bin?
So werden die Letzten die Ersten sein.

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1 comment

  1. Cotroneo- Gröger Uta

    Liebe Gudrun,
    es ist so wahr…ja, manchmal sind wir auf Gottes Güte neidig! Das sollten wir überwinden. Wenn man älter wird, ist das gar nicht so einfach heute,seinen Platz zu finden, aber die Gnade kann alles in uns erwirken!
    Gottes Hilfe für Dich und die Deinen, Uta:)