Notarztmangel in Wien – Versorgung sicherstellen!
2. März 2017
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Laut einem Bericht des Morgenjournals vom 23.02.2017 waren am 18. und 19. Februar (Wochenende) für ganz Wien lediglich zwei Notärzte tagsüber bzw. drei Notärzte in der Nacht verfügbar. Der Chefarzt der Wiener Rettung Dieter Sebald bestätigte nicht nur diese Zahlen, sondern informierte auch, dass von insgesamt 78 Planposten derzeit lediglich 39 Stellen tatsächlich besetzt sind.

Dass es einen massiven Notärztemangel in Wien gibt, ist bereits seit dem Jahr 2014 bekannt. So schreibt etwa Erwin Feichtelbauer, Personalvertreter der Wiener Berufsrettung von der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter in einem Beitrag für das FSG-Magazin “teamwork“: “Lange schon leidet die Wiener Berufsrettung unter akutem Notärztemangel. Die Situation bessert sich nicht, im Gegenteil: Bevorstehende Pensionierungen werden das Problem weiter verschärfen.“ (Profil, 10. März 2014).

Beim Donauinselfest 2016 übten die SPÖ Personalvertreter neuerlich scharfe Kritik an den Zuständen. Laut Profil (4. Juli 2016) wurde sowohl mit Plakaten (“Notarztmangel, Achtung – Lebensgefahr!“) sowie Flugblättern der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten (“Herzinfarkt, schwerer Unfall, die Wiener Rettung kommt, aber ohne Arzt!“) protestiert.

Als Gründe für den Notärztemangel werden sowohl die hohe Arbeitsbelastung als auch die geringe Bezahlung genannt. Von offizieller Seite wurden die Probleme bisher dementiert, trotz der objektiv überprüfbaren Zahlen hinsichtlich des Mangels wurden unter der früheren Gesundheitsstadträtin in den letzten Jahren keine Gegenmaßnahmen gesetzt.

Darum stellen wir folgenden Beschlussantrag am 2. März 2017: Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, die notärztliche Versorgung in Wien deutlich zu verbessern. Angesichts der wachsenden Bevölkerung ist zum Einen die Zahl der Planposten mittelfristig bis Ende 2018 auf 100 zu erhöhen, zum Anderen ist der Anteil der tatsächlich besetzten Stellen auf zumindest 70% anzuheben.

Leider wurde der Antrag von Rot-Grün am selben Tag abgelehnt.

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3 comments

  1. Warum benötigt es 100 Planstellen. Soviel gab es doch vor 10 Jahren auch nicht. Da waren es ca. 70 und die waren auch besetzt und täglich standen 15 Notärzte zur Verfügung. Wie viele Notärzte wollen sie denn haben? Es benötigt dzt. ca. 8- 10 Ärzte um eine gute Versorgung zu gewährleisten.
    Es ist Sinn der Sache die Notärzte gezielt einzusetzen und nicht zu jedem ” verzwickten Schas” zu alarmieren, weil das ist weder wirtschaftlich noch trägt es zur Motivation der Ärzte und Notfallsanitäter bei. Die Notfallsanitäter können einen Großteil der Einsätze eigenverantwortlich abarbeiten, mit etwas mehr Ausbildung und noch mehr Kompetenzen bräuchte es überhaupt vll noch zwei Ärzte als Backup.
    Ich denke dass man über das Thema nur sprechen sollte wenn man vom Fach ist, also im Wiener Rettungsdienst arbeitet.
    Mit freundliche Grüßen
    ein Notfallsanitäter NKI

    1. Lieber Herr Gras, die 100 Stellen braucht es in der Zukunft, weil Wien wächst. Kein Vergleich mit vor 10 Jahren! Derzeit gibt es nicht erfülltes Soll von 79 Planstellen – was nicht heißt, dass alle immer im Einsatz sind! Derzeit gibt es echte Not-Stände – NÖ musste übernehmen – dann fehlten die Notärzte dort! Es besteht also Handlungsbedarf! Herzliche Grüße, Gudrun Kugler

      1. Ich stimme dem zu das es eine gute Besetzung braucht. Gleichzeitig denke ich das die hohe Notarzt Alarmierungsrate pro 100 Einsätze für den Raum Wien gesenkt werden könnte indem ein ähnliches System wie in Graz mit Verstärktem Einsatz von NKIs (Jumbos) benutzt wird. Ich denke das es mittel und langfristig sinvoll wäre, um wie auch vom Herr Gras angesprochen die Motivation und wirtschaftlichkeit weiter zu steigern.

        Vielen Dank für Ihre Arbeit und Bemühungen.

        Mit freundkichen Grüßen,
        Ein Rettungssanitäter