So sieht der demographische Wandel aus: Grafiken und Studien
23. Oktober 2025
2

16.10.2025

Der demografische Wandel ist eine tickende Zeitbombe – er wird unser Land in allen Bereichen erfassen, und kein Stein wird auf dem anderen bleiben. Um die richtigen Antworten darauf zu finden, möchte ich künftig regelmäßig spannende Studien und Analysen zu diesem Thema teilen. Als OSZE-PV-Sonderbeauftragte arbeite ich intensiv an Lösungen und daran, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass wir wirklich beherzt darauf reagieren müssen.

Seit 1970 liegt die Geburtenrate in Europa und Österreich unter der für den Bevölkerungserhalt notwendigen Reproduktionsrate von 2,1 Kindern pro Frau. Derzeit beträgt sie in Österreich rund 1,3. Wenn man den Einfluss der Migration herausrechnet, liegt sie bei rund 1,0. Das bedeutet: Wie in diesem Bild sichtbar (Dank an die WKÖ und Rolf Gleissner), haben wir in diesem fortschreitenden Prozess, der seit den 1970er-Jahren andauert, nicht nur zu wenige Kinder, sondern auch zu wenige Menschen, die diese zu wenigen Kinder bekommen. Dadurch beschleunigt sich der demografische Abwärtstrend zunehmend. Derzeit fehlt uns etwa ein Drittel der Bevölkerung pro Generation.

Dieser Rückgang lässt sich langfristig durch Migration nicht ausgleichen – aus unterschiedlichen demografischen, kulturellen und gesellschaftlichen Gründen ist das keine nachhaltige Lösung.

23.10.2025

Besonders deutlich werden wir die Auswirkungen des demografischen Wandels im Sozial- und Gesundheitssystem und vor allem im Pensionssystem spüren. Die Gründe dafür sind längst bekannt: niedrige Geburtenraten – die für den Erhalt der Gesellschaft notwendige Reproduktionsrate von 2,1 Kindern pro Frau ist in Österreich mit dem Wert 1,3 seit Jahrzehnten deutlich unterschritten – und höhere Lebenserwartungen – 88 Jahre im Jahr 2050 – sorgen dafür, dass immer mehr Menschen immer länger in Pension sind – während immer weniger Erwerbstätige diese finanzieren.

Kamen 1950 10 Personen im Erwerbsalter für die Pensionen von 1,7 Menschen auf, sind es heute 3,3 Pensionisten. Für das Jahr 2042 müssen zwei Erwerbstätige für einen aufkommen. Beide Bilder stellen diese Entwicklung anschaulich dar (danke dafür der WKÖ).

Unsere Sozialsysteme müssen an den demografischen Wandel angepasst und so gestaltet werden, dass sie den unausweichlichen aber klar vorhersehbaren Veränderungen der Zukunft standhalten!

30.10.2025

Österreichs Gesundheitssystem zählt zu den besten Europas – doch der demografische Wandel bringt es an die Belastungsgrenze.

50 % aller Spitalaufenthalte im Jahr 2024 entfielen auf Menschen 65+, obwohl sie nur 20 % der Bevölkerung ausmachen. Bis 2040 wächst diese Gruppe von 1,8 auf 2,6 Mio. Personen.

Bis 2050 werden 70.000 neue Pflegekräfte benötigt.

Bei Gesundheitsausgaben (derzeit rd. 11% des BIP), Ärztedichte und Spitalsbetten liegt Österreich im EU-Spitzenfeld Plätze 3, 2 und 4, bei der gesunden Lebenserwartung jedoch unter dem EU-Durchschnitt.

Immer mehr ältere Menschen brauchen medizinische Betreuung und Pflege – finanziert und durchgeführt von immer weniger jüngeren Menschen. Unsere System muss jetzt reformiert werden, damit wir die Leistungen langfristig aufrechterhalten können.

Wir müssen den demografischen Wandel ernst nehmen!

(Grafik 1 stellt das Verhältnis zwischen Erwerbstätigen und Menschen über 65 Jahre dar.)

6.11.2025

Schon heute muss der Staat die Pensionen erheblich mitfinanzieren, um das „Pensionsloch“ zu schließen. Einschließlich der Beamtenpensionen belaufen sich die Bundesausgaben für Pensionen 2024/25 auf rund 33 Mrd. Euro – gut ein Viertel aller Bundesausgaben. Aufgrund des demografischen Wandels werden diese Kosten weiter steigen: Für 2029 werden etwa 38,3 Mrd. Euro erwartet. Damit wächst der Pensionsblock deutlich stärker als viele andere Politikbereiche: Die Pensionsausgaben steigen um fast so viel, wie für Familien, Bildung oder Wissenschaft überhaupt ausgeben wird (siehe Grafik, Danke an die WKÖ). Demografischer Wandel heißt: Immer mehr Kosten müssen von immer weniger Menschen gestemmt werden. Ohne Reformen geht sich das nicht mehr lange aus!

12.11.2025

Bevölkerungsrückgang in Austria ab 2040 erwartet –

Pressekonferenz der Statistik Austria (12.11.) – Zusammenfassung:

Bis 2040 wächst die Bevölkerungszahl noch um 2,5 % – von derzeit 9,2 auf 9,4 Millionen – ein Bevölkerungsrückgang ist ab den 2040er-Jahren erwartbar

• Neue Erkenntnisse zu Fertilität und Lebenserwartung ergeben ein geringeres Wachstum als früher angenommen

• 2040 ist voraussichtlich jede vierte Person 65 Jahre oder älter

• Zahl der Erwerbspersonen sinkt bis 2040 in allen Bundesländern außer Wien

Einige Details:

• Bis 2040 wird eine durchschnittliche jährliche Geburtenbilanz von etwa −23 000 erwartet. Ab den 2040er-Jahren wird die negative Geburtenbilanz die Zuwanderungsgewinne voraussichtlich übersteigen, was einen beginnenden Rückgang der Bevölkerung erwarten lässt.

• Im Jahr 2040 dürfte die Bevölkerung ab dem Alter von 65 Jahren um 33,8 % (bzw. rund 622 000 Personen) größer sein als 2024; zugleich erhöht sich ihr Anteil an der Bevölkerung von derzeit 20,0 % auf 26,2 %). Die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter von 20 bis 64 Jahren erreichte der Prognose zufolge 2024 mit 5,57 Mio. ihr Maximum, bis 2040 wird sie um rund 256 000 Personen (−4,6 %) unter diesen Wert sinken.

• 2040 ist in absoluten Zahlen mit rund 40 000 Erwerbspersonen weniger zu rechnen – bleibt die Arbeitszeit und -verteilung wie derzeit, könnten es bis zu 130 000 Erwerbspersonen weniger sein (minus 3%).

20.11.2025

Der demografische Wandel macht auch vor dem Arbeitsmarkt keinen Halt. Durch eine bevorstehende Pensionswelle der “Babyboomer”-Generation werden viele ältere Menschen den Arbeitsmarkt verlassen, während diesen gleichzeitig weniger Personen betreten. Daher ist es keine Überraschung, dass die OECD Österreich ein Schrumpfen der Erwerbsbevölkerung um 24% bis 2060 prognostiziert, während für die gesamte OECD-Region “nur” ein Rückgang von 8% vorhergesagt wird (Grafik 1).

Zeitgleich ist ein nicht unbeträchtlicher Prozentsatz der 55-64-Jährigen nicht erwerbstätig: Mit knapp 57% Erwerbsbeteiligung in der Gruppe der 55-64-jährigen im Jahr 2023 lag Österreich damit unter dem EU-Schnitt (siehe zweite Grafik). Im Jahr 2024 betrug dieser Wert knapp 59%, jedoch immer noch unter dem EU-Schnitt von ungefähr 65%.

Dies hat weitreichende Folgen, denen entgegengewirkt werden muss! Früher in den Arbeitsmarkt einsteigen, gesünder leben und gesünder altern, altersgerecht arbeiten, länger arbeiten, wo keine Betreuungspflichten bestehen mehr Vollzeit arbeiten, notwendige Reformen – Arbeit soll sich lohnen, strenge Integrationsmaßnahmen und Arbeitserfordernisse, Mobilitätsabkommen für gezielte qualifizierte Arbeitsmigration, strategischer, produktionssteigernder Einsatz von KI, und vieles mehr.

Die demografische Krise zwingt uns, den Arbeitsmarkt auf die Zukunft vorzubereiten.

Schreibe einen Kommentar

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.

2 comments

  1. Solange in den Großstädten des deutschsprachigen Mitteleuropas sogenannte Wohnungsnot besteht – zutreffender als Wohnungsknappheit zu bezeichnen – scheint der ‘Alarm’ um ein aussterbendes Europa doch übertrieben. Wenn es in ein paar Jahren – wenigen Jahrzehnten? – ein Überangebot ‘ausgestorbener’ Häuser und Wohnungen gibt – daher Mieten und Liegenschaftspreise ständig zurückgehen, wird die ‘Geburtenfreudigkeit’ der Einheimischen auch wieder zunehmen. –
    Ihr Bemühen ist aber verdienstvoll und ich wünsche Ihnen damit Erfolg.
    Über mich: Fragen Sie Herrn Dieter Schöfnagel

  2. Liebe Gudrun!
    Ich bin auch gegen “frozen eggs”!
    Schade, dass Claudia Plakolm dafür ist!
    Nein, es ist eine Hybris.
    Das ist Dekadenz auf hohem Niveau und kommt auf die Menschen zurück. So wird man die Bevölkerung nicht “auffrischen”. Natürlich sträuben sich viele wegen der scheinbar unlösbaren Probleme gegen Kinder, andere bekommen keine mehr! Hochmut kommt vor dem Fall- zur Erinnerung!