Die Insel Lampedusa befindet sich an der Grenze Europas. Geographisch gesehen liegt sie bereits in Afrika und ist ein Migrations-Nadelöhr, das „Rettungsboot im Mittelmeer“, wie es die örtlichen Behörden nennen. Die Thunfische schmecken dort wie Fleisch und die Schildkröten legen am Strand ihre Eier ab. 6000 Menschen leben auf Lampedusa und führen ein sehr beschauliches Leben. Wer eine höhere Bildung abschließen oder ein Kind gebären will, muss nach Sizilien oder auf das Festland.
Zwei Drittel jener Migranten, die nach Italien kommen, tun dies über Lampedusa. Das sind rund 100.000 pro Jahr. Im September 2023 erreichten innerhalb von 48 Stunden über 7000 Menschen die Insel. Im Hotspot – das offizielle Aufnahmezentrum – werden die Ankömmlinge registriert und untersucht. Jeder ist bemüht zu helfen. Dort treffen wir einen 18-Jährigen aus Pakistan. Es war ein Familienbeschluss, dass er nach Europa gehen sollte, um Geld nach Hause zu schicken. Man verkaufte ein Haus um ihm die Reise zu finanzieren. Nun will er nach Spanien weiterreisen, bei seinem Onkel unterkommen und bei McDonalds arbeiten. Gelernt hat er nach der Pflichtschule nichts und spricht auch kein Wort Englisch. Die Schlepper hatten ihm 13.000 Euro abgenommen, 8.000 davon für die 100 Seemeilen nach Lampedusa. In Libyen war er im Gefängnis – damit er freikommt, zahlte seine Familie weitere 3.000 Euro.
Da drängt sich die Frage auf: Hätten sie ihm mit all dem Geld nicht eine Ausbildung in Pakistan zahlen können – mit der Option der legalen Migration nach Europa? Denn eine Alternative zur gefährlichen Reise und illegalen Einwanderung wäre es, nach den Migrationsbestimmungen eines europäischen Landes einen Mangelberuf und eine Sprache zu erlernen und im Heimatland eine Arbeitsgenehmigung zu beantragen.
Unter den ankommenden Migranten finden sich demzufolge sehr wenige Flüchtlinge, also Asylberechtigte – nämlich unter 10%. Wer kein Asyl bekommen und nicht abgeschoben werden kann, bekommt einen Ausreisebefehl binnen 7 Tagen. Viele bleiben daraufhin jahrelang illegal in Europa, schlagen sich durch, arbeiten schwarz, sind nicht versichert und nicht geschützt.
Die örtlichen Behörden in Lampedusa tun ihr Möglichstes, den Ansturm unter Kontrolle zu halten. Es ist europäischen Problem, rufen sie uns zu. Wir müssen die Abreise von der nordafrikanischen Küste verhindern, sowie intensiver mit den Staaten arbeiten, die auf den Migrationsrouten liegen. Auf der Reise von z.B. Bangladesch, nach Ägypten und Libyen werden die Menschen oft durchgewunken. Wir brauchen eine stärkere Zusammenarbeit mit den betroffenen Staaten entlang der Migrationsroute, Verträge und intensivere Kooperation. Das beinhaltet natürlich auch die Rücknahme illegal eingereister Personen beinhalten.
Rund 100.000 Euro verdienen Schlepper mit einem schlechten 10-Meter-langen Boot, das sie mit 40 Personen überladen. Der 18-jährige Pakistani hat überlebt. Sein 17-jähriger Bootskollege aus Bangladesch nicht: Denn Salzwasser vermischt mit Benzin verätzt die Haut so langsam, dass man nicht merkt, dass man verbrennt, bis es zu spät ist.
PS: Danke an die parlamentarische Versammlung der OSZE, dass ich als Vizevorsitzende des Migrationsausschusses diese Reise machen konnte. Es war gut, mit der Präsidentin der OSZE PV, Pia Kauma, und der Vorsitzendes des Migrationsausschusses, Daniela De Ridder, sowie weiteren Kolleginnen und Kollegen zu reisen. Ein ganz großer Dank an die italienisches OSZE PV – Delegation, die sich sehr viel Mühe für uns gemacht hat, sowie den örtlichen Behörden, von der Küstenwache bis zum Bürgermeister.
bieten wir dort, wo das lt.Driner Beschreibung so ist, nicht (mindest)Ausbildungsmodule an mit Zusage der Arbeitsbewilligung in Österreich?
Bin von dem Einsatz und der Arbeit von Gudrun Kugler schon lange schwer beeindruckt! Danke Ihnen