Zum 90. Gedenktag des Holdomor brachten ÖVP, Grüne, SPÖ und NEOS einen gemeinsamen Antrag ein.
Im November 2022 jährt sich der sogenannte Holodomor, ein schwerer, willkürlich und systematisch von der Sowjetunion provozierter Hungermord in den Jahren 1932 und 1933, dem nach unterschiedlichen Berechnungen 3,5 bis 7 Millionen Menschen zum Opfer fielen, vor allem im Großraum der Ukraine.
Zum damaligen Zeitpunkt wurde dieses schreckliche Verbrechen von der Weltöffentlichkeit weitestgehend ignoriert. Eine der wenigen westlichen Persönlichkeiten, die in den 1930er Jahren gegen den Holodomor protestierten, war der damalige Wiener Kardinal Theodor Innitzer. Gemeinsam mit orthodoxen, jüdischen, protestantischen und armenischen Gläubigen rief er eine internationale und interkonfessionelle Hilfsaktion für die Hungeropfer ins Leben.
Dennoch blieb und bleibt der Holodomor bis heute weitgehend unbekannt. Erst am 23. Oktober 2008 erkannte das Europäische Parlament in einer Entschließung das stalinistische Verbrechen des Holodomor als schreckliches Verbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit an.
Schreckliche Verbrechen wie dieses dürfen nicht in Vergessenheit geraten, denn die Erinnerung und Anerkennung von Verbrechen in der Geschichte Europas trägt dazu bei die tragische Geschichte des 20. Jahrhunderts zu bewältigen und künftig ähnliche Verbrechen zu verhindern. “Auch heute dürfen wir bei Angriffen auf die Freiheit, Souveränität und Integrität anderer Länder und deren Bevölkerung nicht wegschauen. Unser Weg ist dabei einer des Dialogs und der Mediation für den Frieden und der Einsatz für die Versorgungssicherheit. Aktuell heißt das auch der ukrainischen Zivilbevölkerung zu helfen, den Winter zu überleben.“, betont Kugler, die auch die Solidarität Österreichs mit der Ukraine hervorhebt.
Auch im aktuellen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erleben wir den Einsatz von Hunger als Kriegswaffe. Die Ukraine spielt in der Versorgung vieler Länder eine tragende Rolle, die durch die aktuellen Kriegshandlungen gefährdet wird. Hunger und Deprivation dürfen nicht als Waffe gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt werden. Als neutrales Land kann und soll Österreich insbesondere durch Dialog und Mediation für Frieden und Versorgungssicherheit eintreten. Das fordern die Menschenrechtssprecher der Parteien der ÖVP, Grüne, SPÖ und NEOS gemeinsam von der Regierung.
Bild: Buchcover “Die Wahrheit überlebt nicht von alleine”
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Artikel im Kurier: Österreichs Politik verurteilt Hungermord an Ukrainern | kurier.at
Österreichs Politik verurteilt Hungermord an Ukrainern
Auch Kirchen gedenken des „Holodomor“.
von Michael Hammerl
24.11.2022,
Um die „Kulaken“ – wohlhabende ukrainische Großbauern – zu schwächen, zwang die Sowjetunion diese 1932 zu höheren Abgaben. Das führte zu einer massiven Hungerkrise mit bis zu sieben Millionen Toten: dem Holodomor. Dieser „sowjetische Hungermord an der ukrainischen Bevölkerung in den frühen Dreißigerjahren war ein schreckliches Verbrechen, das sich niemals wiederholen darf“, sagt ÖVP-Menschenrechtssprecherin Gudrun Kugler zum KURIER.
Vor allem vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sei es wichtig, an den Holodomor zu erinnern, betont Kugler. ÖVP, SPÖ, Neos und Grüne haben deshalb einen Entschließungsantrag eingebracht, der betont, „dass Hunger und Mangel nicht als Waffe gegen die Zivilbevölkerung“ eingesetzt werden dürfen, sagt Kugler. „Aktuell heißt das auch der ukrainischen Zivilbevölkerung zu helfen, den Winter zu überleben.“ Auch die FPÖ dürfte dem Antrag zustimmen.
Die Ukraine bemüht sich seit 1991, dass der Holodomor als Völkermord anerkannt wird. Die österreichische Regierung spricht wie das Europäische Parlament von einem „schrecklichen Verbrechen“. Unter Historikern gibt es unterschiedliche Auffassungen. So wird etwa argumentiert, dass der Holodomor kein Genozid war, da es primär darum gegangen sei, den Widerstand der Bauern zu brechen.
Kirchen gedenken
Auch zahlreiche österreichische Diözesen gedenken dem Holodomor am Samstag – wie es jährlich Ende November in der Ukraine und vielen weiteren Ländern geschieht. „Beten wir wieder und wieder um den Frieden, vergessen wir die Opfer von Krieg und Terror nicht“, sagt Salzburgs Erzbischof Franz Lackner.
Der Wiener Erzbischof Kardinal Theodor Innitzer (1875-1955) war 1933 einer der wenigen Vertreter des Westens, der sich für die Hungeropfer einsetzte. Zum Dank dafür wurde im November 2019 im Wiener Erzbischöflichen Palais eine Gedenktafel enthüllt.
Gedenktafel:
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