Zum Dialog gehören beide Seiten
23. März 2023
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Gestern habe ich unerwarteterweise Intoleranz am eigenen Leib erlebt: Das knapp gescheiterte Volksbegehren gegen Rassismus „Black Voices“ stellte sich auf Einladung der SPÖ in einem Saal im Parlament vor. Ich hatte die Einladung als Vertreterin der Volkspartei angenommen, um als „Zuhörerin“, wie ich dort betonte, „Probleme zu verstehen und gemeinsam Lösungen zu finden“.
Den sechs Rednern hörte ich aufmerksam zu: Ihre Gedanken und Sorgen waren durchwegs berechtigt und einleuchtend und viele Anliegen erschienen mir umsetzbar.
Dann kamen die politischen Vertreter an die Reihe, zwei Fragen wurden gestellt. Eine grüne Kollegin begann und stellte sich vor einer konkreten Fragenbeantwortung vor. Ich war die nächste und machte es ähnlich. Ich erklärte, warum für mich persönlich Rassismus absolut unverständlich ist. Unter anderem erwähnte ich, dass für die Volkspartei eine philosophische Grundlage das christliche Menschenbild ist, was für uns bedeutet, dass Rassismus undenkbar ist, weil das Konzept eines Schöpfers alle Menschen zu Geschwistern mache. Das vertrugen einige im Publikum gar nicht und machten so einen Aufruhr, sodass die Moderatorin mich bat, nur mehr kurz auf die Fragen zu antworten, aber meine persönliche Vorstellung besser nicht fortzusetzen.
So konnte ich nicht sagen, dass ich es tragisch finde, wenn mir Kopftuchträgerinnen sagen, dass kein Tag vergeht, wo sie nicht angepöbelt werden. Und dass wir anerkennen müssen, dass unser Wohlstand zum Teil auf Basis von Arbeits- und Rohstoffausbeutung basiert. Dass wir mit Afrika auf Augenhöhe arbeiten müssen, und von Afrika viel lernen können – zum Beispiel Ubuntu als Lebenseinstellung.
Schon eigenartig: Man lädt zur Diskussion, aber lässt unterschiedliche Nuancen nicht zu. Man unterstellt – mehr oder weniger indirekt, dass die ÖVP rassistisch wäre.
Nach der Veranstaltung wurde dann ich sogar angepöbelt! Einigen Teilnehmerinnen tat das sehr leid, und sie versuchten, mir zu erklären, dass es nicht um mich persönlich ginge, sondern um die ÖVP; dass man Nachsicht haben müsse mit „Menschen, die viele Traumata erlebt“ hätten, u.s.w.. Einverstanden, für Nachsicht bin ich immer zu haben. Aber nicht unterstützen kann ich die These, dass alle, alle(!) Rassisten wären und es nur zugeben müssten. Am Ende informierten die Moderatorinnen, welche Begriffe man nicht verwenden solle, zum Beispiel „Hautfarbe“ (hab ich nicht!), oder „Herkunft“ (echt?).
Ich sei die erste aus der Volkspartei, die sich der Diskussion stelle. Und man wolle aber weiterhin mit mir zusammenarbeiten, hieß es dann. Wie aufmerksam.
Ich habe es so empfunden: Die, die sich (zu Recht!) über Ausgrenzung beschweren, grenzen auch aus. Die, die (zu Recht!) Toleranz einfordern, sind auch intolerant. Die, die (zu Recht!) gehört werden wollen, lassen aber mich nicht reden.
Eine junge Frau meldete sich am Ende der Diskussion zu Wort: „Ich frage mich schon, warum man hier das Christentum so schlecht behandelt – andere Religionen haben ja auch Platz.“
Ich war mit besten Intentionen auf dieser Veranstaltung, um zu hören, wo Probleme liegen und was man dagegen tun könnte. Dieser Abend hat dazu aber leider nicht sehr viel beigetragen. Dialog ist wichtig – aber dabei müssen alle gehört werden.

 

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