Leihmutterschaft: verlassene Neugeborene in der Ukraine
8. April 2022
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Durch den Krieg in der Ukraine wird das Problem und die menschenrechtlichen Implikationen der Leihmutterschaft auf tragische Weise sichtbar. Als eines von wenigen Ländern erlaubt die Ukraine die Leihmutterschaft und ist wegen der verhältnismäßig geringen Kosten hierbei sehr beliebt.
Als ohnehin schon kontroverses Thema gewinnt es nun mit dem Ausbruch des Krieges an weiterer Relevanz. Denn es stellen sich neue Fragen:

Wie sieht die medizinische Versorgung der Schwangeren und Entbindenden aus? Was geschieht mit den Kindern die von den ausländischen Paaren, die sie bestellt haben, nicht abgeholt werden (können)? Was geschieht mit den Leihmüttern, werden sie direkt nach der Entbindung einfach wieder hinaus in den Krieg geschickt? Können die noch schwangeren Leihmütter überhaupt das Land verlassen, ohne in die Situation zu geraten, sich wegen Nichteinhaltung eines Vertrages strafbar zu machen?

All diese Fragen können vielleicht beantwortet werden, jedoch ist es den meisten Menschen wohl lieber, es würde sie garnicht geben. Denn wer die Antworten auf diese Fragen kennt, der müsste sich vehement dafür einsetzen, dass das Geschäft mit dem Leben ein rasches Ende findet.

Wie in den vergangenen Tagen und Wochen durch verschiedenste Reportagen und Zeitungsartikel klar wurde, wurden bereits aufgrund der Corona Pandemie dutzende Kinder nicht abgeholt, Diese Zahl hat sich seit Kriegsbeginn vervielfacht. Wenn man bedenkt, dass pro Jahr mehr als 2000 Kinder von Leihmüttern in der Ukraine geboren werden, so macht dies mehr als nur betroffen. Obwohl die zuständigen Agenturen betonen, es würde den Schwangeren und den Neugeborenen an nichts mangeln, zeichnen persönlich Betroffene ein ganz anderes Bild:

Kein Essen, kein Wasser, keine Medikamente – kein Licht, keine Heizung. Nach drei Tagen wurde das Baby abgeholt. So die düstere Zusammenfassung der Situation einer Leihmutter, die im März ein Kind zur Welt brachte. Die Leihmütter erhalten keinerlei Unterstützung und wenn sie Pech haben auch kein Geld, denn sie werden oft erst nach Ablieferung eines gesunden Kindes bezahlt.

Doch das schlimmere Schicksal erleiden die Neugeborenen. Sie liegen zu dutzenden in einem Bunker und werden derzeit nicht abgeholt. Selbst wenn es den Bestelleltern gelingt, in die Ukraine einzureisen, können sie die Neugeborenen meist nicht mit nach Hause nehmen, da Behördengänge derzeit unmöglich sind und sowohl Anerkennung der Elternschaft als auch Ausstellung des Reisepasses für das Kind nicht möglich sind. Welch dramatische gesundheitliche, psychologische und soziale Folgen diese menschenrechtswidrigen und zutiefst unmenschlichen Zustände auf die betroffenen Babys haben, kann nur erahnt werden.

In zahlreichen Facetten zeigt die aktuelle Situation jedenfalls, dass die menschenrechtswidrige Praktik der Leihmutterschaft unbedingt gestoppt werden muss. Das in internationalen Übereinkommen festgesetzte Recht des Kindes auf Beziehungen mit seinen leiblichen Eltern sowie der Vorrang des Kindeswohls muss auch hier Anerkennung finden!

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